5. Woche 28. Mai - 3. Juni 2007

 

28. Mai 2007

 

Heute gehe ich erst um 7 Uhr los. Fast alle anderen sind schon unterwegs. Es ist ein trüber Tag, ständig nieselt es. Ich bin wieder schnell und da ich durchziehe bis “Palas de Rei”, stehe ich wieder vor verschlossener Tür der Unterkunft. Meine Erkältung holt mich  ein, die Nase geht zu. Ich gehe in die Apotheke und hole Nasentropfen. Danach bekomme ich in der Unterkunft mein Bett und gehe ins Restaurant. Dort esse ich ein Pilgermenu für 8 Euro. Kaum bin ich fertig geht die Tür auf und die Franzosen von der gestrigen Feier kommen rein. Sie bestellen eine Runde “Cemada” und laden mich ein. Dieses Mal sind wir aber zeitig in der Unterkunft.

 

 

 

29. Mai 2007

 

Es regnet, ich hole meinen Poncho raus und es geht los. Das Unterland Galiziens ist nicht so ärmlich wie die Bergregion. Man sieht schöne Horreos, die typischen Maisspeicher und interessante schmucke Häuser.

 

 

Viele Skulpturen, die auf die Pilger hinweisen. Der Regen hört auf und ich merke deutlich wie mir die Kraft ausgeht. Ich kämpfe mich vorwärts. Damit ich besser Luft holen kann, stecke mir geriebene Eukalyptusblätter in die Nase. Die Sonne kommt durch.                 In “Meledi” kann ich einkaufen und gestärkt geht es bis “Ribadiso”.

 

 

 

Die Alberga liegt einsam idyllisch an einem Bach. Ich habe interessante Gespräche mit Brasilianern und Südafrikanern. In der Küche finde ich 70%igen Brandwein, damit kann ich die Bakterien bekämpfen. Es sind nur noch 40 km bis “Santiago de Compostela”.

 

 

 

30. Mai 2007

 

Heute morgen habe ich hohes Fieber bekommen und bleibe liegen. Alle bedauern, daß es mir so nahe vor dem Ziel passiert. Ich muß zum Arzt. Die Herbergsmutter ruft ein Taxi, da es mir sehr schlecht geht. Der Arzt fackelt nicht lange und schickt mich mit dem Krankenwagen in die Universitätsklinik von Santiago de Compostela. Nun bin ich vor allen die mich bedauerten am Ziel, jedoch nur im Krankenhaus! Meine Privatversicherung öffnet alle Türen. Ruckzuck werde ich auf den Kopf gestellt und das Ergebnis ist, ich komme an den Tropf. Nach 2 Stunden geht es mir wieder so gut, daß ich zurück könnte. Doch ich muß zur Beobachtung bleiben. Da es kein freies Bett gibt, verbringe ich die Nacht auf dem Stuhl. Das war so hart, daß ich mich am Morgen selber entlasse. Preis dieser Aktion 323,89 Euro. Die Rechnung kam dann am Ende Jahres, allerdings auf Spanisch.

 

 

 

1. Juni 2007

 

Ich muß nun zurück nach “Ribadiso”, denn dort ist mein Rucksack. Ein Spanier, der in Düsseldorf gearbeitet hat, hilft mir den Weg zurückzufinden. In “Arzua” 3 km vor “Ribadiso” kaufe ich die Antibiotika und bereite den Rucksacktransport nach “Monte de Gozo” vor. Die 3 km nach “Ribadiso” gehe ich zu Fuß.

 

 

 

2. Juni 2007

 

Mein Rucksack wird abgeholt und ich kann bis “Arzua” mitfahren. Dann nehme ich den Bus bis “Arca” und gehe den Rest von 22 km (ohne Rucksack) bis “Monte de Gozo”.

 

 

 

Ich bin noch ziemlich schlapp. Die Sonne scheint und die Blumen leuchten. Die Natur duftet dank Eukalyptus. Ich komme gut  vorwärts. In “Monte de Gozo” angekommen sehe ich ein riesiges Denkmal zu Ehren von Papst Johannes Paul II, der 1994 Santiago de Compostela besuchte. Unterhalb des Denkmals ist die Alberga. Dort gibt es Platz für 1000 Pilger.

 

 

 

3. Juni 2007

 

Nach einer unruhigen Nacht geht es voller Vorfreude nach “Santiago de Compostela”. Die letzten 10 km schaffe ich gut. Man sieht von der Stadt sehr wenig, da es sehr nebelig ist. Endlich die Kathedrale im Baustil Neuromanischer Barock.

 

 

                                                

 

 

Es ist 8 Uhr, die Pilgermesse beginnt erst um 12 Uhr. Wir haben Zeit und Hunger. Da es Sonntag ist, sind die Restaurants noch geschlossen. Wir suchen und finden eine Bar die geöffnet hat. Nun gehen wir zur Toilette und können Frühstücken. Anschließend gehen wir gemeinsam zum Pilgerbüro. Wir stellen uns in der Schlange an, da vor uns ein Stau war. Ein Engländer, der keine 100 km gelaufen ist, protestierte, da er das Zertifikat nicht bekam. Es nütze ihm aber nichts. Endlich war ich an der Reihe, legte meinen Pilgerausweis vor und bekam das hart erwanderte Zertifikat.

 

                                  

 

Um 11.30 Uhr gehen wir zur Pilgermesse. Alle Plätze sind schon belegt. Ich finde noch eine Lücke in der 1. Reihe vorne. Meine Gedanken konzentrieren sich auf die beginnende Messe, da ich das Ende des Pilgerweges erreicht habe. Das Ende der täglichen Qualen sowie der Disziplin immer um 6 Uhr aufzustehen und los marschieren zu müssen. Die Messe beginnt. Die Mitte vor dem Altar war, wie jeden Sonntag, abgegrenzt für höher stehende Persönlichkeiten. 20 Priester geben die Kommunion aus. Der einzige schwarze Priester gibt mir die Hostie. Ich bin sehr ergriffen.

Nach dem Ende der Messe verlasse ich die Kirche und will 10 km zurück nach “Monto de Gozo”. Mitten auf dem Kirchplatz spricht mich eine alte Spanierin an “Holla, Bett für die Nacht?”. Sie nimmt mich mit. Sie hat keine 200 Meter entfernt, noch im mittelalterlichen Kern, ein Haus in einer kleinen Nebengasse. Es ist ein Zimmer unter dem Dach. Von dort aus kann ich die ganze Stadt sehen.

 

 

                
                 

 

Auf den Dächern eine bunte Flora. Moose sogar kleine Bäume, einfach nur schön. Nun muß ich zuerst meinen Schatz anrufen. Sie ist sehr einsam. Aus diesem Grund werde ich ihr etwas schönes kaufen. Das wird sie trösten. Sie ist mein Ein und Alles.

 

                                                                                                                                                                   nach oben